Ich bin gerade auf einen ganz guten Artikel zum Thema "die Jugend von heute" gestoßen. Gut,
weil er ein bisschen das erfasst, was ich oft schwierig finde, wenn
Leute den Nutzen und die Wichtigkeit von Achtsamkeit für Kinder und
Jugendliche begründen und dabei mit Pauschalisierungen und den
immergleichen Argumenten kommen.
Ich
bemerke, dass bei der Argumentation häufig von der Schädlichkeit des
Internets, von Handys, den Medien usw. gesprochen wird, und davon, dass
die Jugendlichen dadurch unkonzentrierter sind oder ständig abgelenkt.
Schade finde ich, dass dieses Argument so pauschalisierend und in so
einer Dauerschleife benutzt wird. Ich benutze es so gut wie nicht. Es
gibt andere Möglichkeiten, die Wirkungsweise und den Nutzen von
Achtsamkeitsübungen zu beschreiben, ohne dazu auf den negativen Einfluss
von Smartphones oder Facebook zu verweisen. (Oft tun das auch gerade
die Menschen, die keine Ahnung von Facebook haben und kein Smartphone
benutzen.)
Insbesondere
auch dann, wenn man Jugendliche ansprechen möchte, ist es vielleicht
nicht gerade sinnvoll, ihre Welt anzugreifen oder schlecht zu machen,
und erst recht nicht, wenn man sie nicht kennt und versteht. Hier
könnten wir Älteren den Anfängergeist bewahren, Geduld und Vertrauen
kultivieren, und darüber ins Gespräch kommen mit den Kids/Teens.
Mein
Ziehsohn ist 15 und ja, er ist viel im Netz und hört oft nicht richtig
zu. Aber wenn ich dann an meine Jugend denke (vor 20 Jahren), in der es
noch kein Internet und Handys gab, weiß ich, wir waren auch alle ständig
abgelenkt und unkonzentriert. Es ist einfach eine schräge Zeit dieses
Erwachsen werden. Und viele Dinge, die die Erwachsenen uns als wichtig
verkaufen wollten, haben uns einfach nicht interessiert.
Bestimmt
haben sich bis heute Dinge verändert - das liegt in der Natur der Dinge
-, gesamtgesellschaftlich und auch speziell in Klassenräumen und im
Familienleben. Der Wandel findet schnell statt, vielleicht schneller als
früher. Wirklich durchblicken und wissen, was hier passiert und welche
Folgen das hat, werden wir auch erst später, wie immer. Und weil
sich alles so schnell wandelt und es dabei noch schwerer als sowieso schon fällt, in Ruhe
und bei sich zu sein, finde ich die Achtsamkeit eine so tolle
Möglichkeit, der Schnelligkeit einen entschleunigenden Ausgleich entgegenzusetzen, der es ermöglicht, in Kontakt mit sich zu kommen und sich selbst besser kennenzulernen.
Denn natürlich
sehe ich auch die Schwierigkeiten im Umgang mit der Technik - vor allem,
weil ich selbst davon betroffen bin, da ich viel über das Internet
arbeite und als Freiberuflerin per Handy/Email erreichbar sein möchte
usw. Das ist eine unserer gesellschaftlichen Herausforderungen, denen
wir uns stellen müssen - und das tun wir ja. Achtsamerweise.
However,
das sind meine Gedanken heute morgen. Ich gebe mir zumindest Mühe,
nicht nur diese leichtgesagten und von allen Älteren mit Sicherheit
abgenickten Argumente zu nutzen, sondern zu schauen:
Was ist es an der
Achtsamkeit, was allen Menschen, egal ob alt oder jung, gut tut? Denn
die Praxis ist ja doch etwas Allgemeinmenschliches, in ihr stecken
Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte - Chancen, Werkzeuge,
Veränderungspotential für jeden.
Vielleicht
habt ihr Lust, mal zu überlegen, was andere, frische gute Argumente
sein können und sie mir schicken/posten, ich mach dann eine Liste für alle?
"Die Jugendlichen kiffen, hängen im Internet ab, haben nur Sex im Kopf
und keinen Familiensinn. Der Diplom-Psychologe Mathias Wais zeigt, wie
schädlich solche Pauschalurteile sind. Sie verbauen uns den Zugang zur
heranwachsenden Generation und hindern uns daran, uns mit den
eigentlichen Problemen zu beschäftigen, die oft genug vor allem unsere
eigenen sind."